Wenn du Mama oder Papa eines hochsensiblen Kindes bist, wirst du die Problematik, um die es in diesem Artikel geht, bestimmt nur zu gut kennen. Viele hochsensible Kinder haben sensorische Besonderheiten und ganz besonders häufig trifft das interessanterweise auf die Füße zu. Kennst du es, wenn dein Kind schon das 5. Paar Socken anprobiert, doch keines will richtig passen? Dann sind endlich die richtigen Socken gefunden, klappt es mit den Schuhen nicht.
Was geht da vor in diesen Kindern?
Wie bereits erwähnt, stehen die meisten hochsensiblen Kindern vor großen sensorischen Herausforderungen. Zusätzlich zu der sowieso schon enorm großen Menge an Reizen, die täglich aufgenommen werden, sind sehr oft auch bestimmte Sinne besonders stark ausgeprägt. Das heißt, es werden nicht nur mehr Reize aufgenommen, sondern diese auch wesentlich intensiver wahrgenommen. Viele hochsensible Kinder sind daher besonders licht- oder geräuschempfindlich oder sehr „heikel“ was Essen und Kleidung anbelangt.
Aber zurück zu den Socken … Wenn die Socken bei den Zehen vorne eine dicke Naht haben, wenn das Bündchen zu eng oder zu locker sitzt oder wenn beim großen Zeh ein kleines Loch ist, dann werden diese „Kleinigkeiten“ von hochsensiblen Kindern meist als sehr unangenehm empfunden. Nicht hochsensiblen Menschen fällt das oft gar nicht auf und wenn doch, dann stört es sie nicht weiters. Im Gegensatz dazu sind es für hochsensible Menschen regelrecht Qualen, die sie da durchstehen müssen.
Welche Auswirkungen hat diese Belastung?
Wie schon gesagt, fühlen sich diese „außergewöhnlichen“ Dinge bei Socken (oder auch Schuhen – da verrutscht innen manchmal die Sohle oder sie sind zu locker oder zu fest geschnürt) für hochsensible Kinder extrem unangenehm an. Damit nicht genug, sind sie mit ihren Gedanken im Laufe des Tages ständig bei dieser einen Sache und sind dadurch (vor allem im Unterricht) sehr leicht abgelenkt. Diese andauernde gedankliche Beschäftigung mit einer Sache ist mit der Zeit sehr ermüdend und stresst die Kinder. Und ich denke, du weißt so gut wie ich, wie sich ein zu hohes Stresslevel bei Kindern auswirken kann.
Was kannst du also tun?
Der erste wichtige Punkt lautet auch hier – wie bei allen Problemstellungen, die sich bei hochsensiblen Kindern ergeben – verständnisvoll zu sein. Dein Kind hat es sich nicht ausgesucht, so „empfindlich“ zu sein und hat es damit teilweise schon schwer genug. Dafür sollte es nicht auch noch extra bestraft werden. Versuche, ruhig zu bleiben und stelle dich jedes Mal schon darauf ein, dass es beim Anziehen wieder länger dauern könnte. Diese extra Zeit solltest du nach Möglichkeit unbedingt einplanen.
Sind seine Grundbedürfnisse gedeckt?
Es ist auch gut möglich, dass dieses eine spezielle Paar Schuhe heute gut passt und am nächsten Tag wieder gar nicht ertragen wird. Auch das macht dein Kind nicht, um dich zu ärgern oder zu „frotzeln“, sondern weil auch die Intensität der sensorischen Empfindungen bei deinem Kind stark tagesabhängig ist. Es spiele viele Faktoren mit, wenn es darum geht, wie viel dein Kind heute aushalten kann. Ist es ausgeschlafen? Hast es Hunger? Was steht ihm bevor, wenn es sich anziehen muss? Wie hoch ist sein Stresslevel bereits?
Suche Alternativen
Mach dich schlau und begib dich auf die Suche zB nach nahtlosen Socken. Viele hochsensiblen Kinder mögen diese sogenannten „Barfußschuhe“ recht gerne. Wenn du Socken oder Schuhe gefunden hast, die gut passen, dann kaufe diese gleich mehrmals. Sehr oft gibt es gute Alternativen, an die man im Alltag gar nicht denkt.
Nimm den Druck raus!
Doch das Um und Auf in dieser ganzen Geschichte ist wieder einmal: Nimm den Druck raus! Mal ganz ehrlich – wo steht geschrieben, dass Kinder immer und überall Socken und Schuhe tragen müssen? Richtig, nirgendwo! Ganz im Gegenteil ist barfuß laufen sehr gesund. Versuche so oft es geht, diese Art von Konflikt zu vermeiden, indem dein Kind ohne Socken raus gehen darf. Ja, das geht auch im Herbst und im Winter. Bitte nimm dabei allerdings Rücksicht darauf, wie leicht sich dein Kind erkältet, wenn es kalte Füße bekommt. Bei uns ist das kein Thema, da mein Sohn ein extrem starkes Immunsystem hat. Er trägt auch im Winter kaum Socken und nur selten wärmere Schuhe als Crogs (allerdings die mit Felleinlage). Nein, das ist nicht verantwortungslos! Du hilfst deinem Kind damit, seine eigene Körperwahrnehmung zu schulen und ernst zu nehmen. Wenn es der Meinung ist, es habe keine kalten Füße, dann akzeptiere das bitte. Packe einfach immer ein Paar Reservesocken ein (ja, wenn es wirklich zu kalt wird an den Füßen, klappt das oft plötzlich auch mit den Socken) oder nimm die Schuhe mit, die ihr braucht. Wenn wir wandern/klettern gehen, startet mein Sohn immer mit Crogs und wenn er dann doch klettern möchte, wechselt er kurzfristig in die Turnschuhe oder klettert barfuß. Warum auch nicht?! Für dich ist es ein minimaler Mehraufwand, dein Kind fühlt sich gesehen und angenommen und ihr habt einen Konfliktpunkt weniger im Alltag. Gleichzeitig unterstützt du dein Kind dabei, Strategien und Lösungen zu erarbeiten, wie es gut mit seiner Hochsensibilität umgehen kann. Und genau das ist ja unser Ziel!