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Synästhesie oder „das A gehört aber gelb“

„Mama, das A kann man nicht blau schreiben, das muss gelb sein!“ Klingt das für dich irgendwie verrückt? Falls nicht, dann wirst du vermutlich eine/r der verhältnismäßig wenig SynästhetInnen sein. Falls es für dich doch ein wenig eigenartig klingt, dann ist dieser Artikel hier genau richtig für dich, denn darin erkläre ich dir, was ein Synästhet ist und warum Synästhesie gerade in der Schule oft zu Schwierigkeiten führt.

Was ist Synästhesie eigentlich?

Synästhesie ist quasi die Vermischung unterschiedlicher Sinneskanäle. Bei einem Synästheten werden durch einen Reiz mehrere Sinne angesprochen und aktiviert. Wenn wir zB Musik hören, ist im „Normallfall“ nur unser Hörzentrum im Gehirn aktiv. Bei Synästheten ist oft auch das Sehzentrum aktiv, weshalb sie bei bestimmten Klängen oder Tönen oft auch Farben oder Formen sehen. Etwa 4% der Bevölkerung weisen wenigstens eine Form der Synästhesie auf.

Wodurch entsteht diese Besonderheit der Wahrnehmung?

Forschungen haben gezeigt, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass jeder Mensch als Synästhet geboren wird. Beim Embryo und Neugeborenen sind die Sinneskanäle Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken noch nicht getrennt. Erst ab etwa dem 4. Lebensmonat beginnt die „Entmischung“ der fünf Sinne, welche in etwa bis zum 24. Lebensmonat andauert. Bei Synästheten findet diese Entmischung der Sinne offensichtlich nicht statt.

Welche Formen der Synästhesie gibt es?

Es gibt unglaublich viele verschiedene Synästhesieformen, da es auch sehr viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten der fünf Sinne gibt. Fünf der häufigsten Formen möchte ich hier kurz anführen:

1. Graphen-Farb-Synästhesie

Hierbei sind Buchstaben und/oder Zahlen untrennbar mit einer bestimmten Farbe verbunden. Ein A wird beispielsweise immer gelb gesehen oder eine 3 immer rot.

2. Farbiges Hören

Geräusche und/oder Musik bzw. Klänge werden gleichzeitig in Farben und/oder Formen wahrgenommen. Bei Trompetenmusik sieht der Synästhet also zb immer grüne Kreise vor seinem inneren Auge.

Farbiges Hören
Musik wird oft bunt und in Formen wahrgenommen

3. Sequenz-Raum-Synästhesie

Zeiteinheiten wie zB Wochentage oder Monate besitzen eine bestimmte räumliche Anordnung bzw. Position vor dem inneren Auge. Wenn ein Synästhet mit dieser Form der Synästhesie bspw. das Jahr betrachtet, sind die Monate vielleicht spiralförmig vor seinem inneren Auge angeordnet.

4. Ticker-Tape-Synästhesie

Bei dieser Form werden gesprochene, gehörte oder gedachte Worte als „Newsticker“ oder durch Auftauchen der Worte für Sekundenbruchteile vor dem inneren Auge gesehen.

5. Lexikal-gustatorische Synästhesie

Hier haben Worte für den Synästheten eine bestimmte Geschmacksrichtung und/oder auf der Zunge spürbare Textur. So kann bspw. das Wort „Ente“ bei einem Menschen einen bitteren Geschmack entstehen lassen oder sogar Brechreiz verursachen.

Welche Schwierigkeiten können durch Synästhesie im Schulalltag entstehen?

Wenn nun ein Farb-Graphem-Synästhet in die Schule kommt und sich nach den Vorgaben des Lehrers richten muss, kann das durchaus zu Schwierigkeiten kommen. Um bei meinem Beispiel mit dem gelben A zu bleiben: Oft werden in der Volksschule die Vokale in einer bestimmten Farbe und die Konsonanten in einer anderen Farbe geschrieben (damit die Kinder die Besonderheit der Vokale lernen). Wenn die Lehrerin nun verlangt, dass die Vokale (somit auch das A) blau geschrieben werden müssen, dann fühlt sich das für einen Synästheten, der das A immer gelb sieht, falsch an und kann auch nur schwer umgesetzt werden.

Zum besseren Verständnis habe ich hier einen Erfahrungsbericht einer Synästhetin:

„Bevor ich lesen und schreiben konnte, zeigten mir meine Eltern eines Abends in einem Baum einen großen Vogel mit spitzen Ohren und großen Augen: eine Eule. Ich war tief beeindruckt! Und erst das Wort: Es war wunderbar blau! Wie ich heute weiß, lösen bei mir Wörter, deren erster Vokal ein O ist, blaue Farbsynästhesien aus. Und man spricht das Wort Eule ja wie Oile. Als ich in die Schule kam, habe ich das Wort Eule so geschrieben, wie man es spricht: Oile. Wie entsetzt war ich, dass dieses schöne blaue Wort anders zu schreiben war – nämlich Eule – und damit zu einem orangen Wort wurde. Das ist so befremdlich wie behaarte Bananen. Oft habe ich dennoch Oile geschrieben, weil es nur so für mich stimmig war. Schließlich erhielt ich als Lernhilfe das Wort Eule in bunten Buchstaben mit dem Bild einer Eule. Ich war völlig verwirrt. Unter den Farben war kein Blau, das für mich die richtige Farbe war. Es waren andere Farben, die ich als falsch empfand. Nicht einmal Orange war dabei und ich verstand nun gar nichts mehr: Wie sollte ich ein oranges Wort mit nichtorangen Buchstaben lernen?“ (Quelle: www.alexandra-dittmar.de/doc/2008-02_credit-suisse-bulletin)

Farb-Graphem-Synästhesie

Vielleicht fällt es dir mit diesem Wissen leichter, gewisse Vorlieben oder Abneigungen deines Kindes zu verstehen und vielleicht ist es sogar möglich, mit der Pädagogin/dem Pädagogen darüber zu reden.

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