Wahrscheinlich geht es dir wie mir und sind Wutausbrüche deines Kindes häufige (wenn nicht sogar tägliche) Begleiter deines Alltags. Was für uns so unglaublich nervenaufreibend und anstrengend ist, ist für die Kinder ein sehr wichtiger Prozess, um aufgestauten Stress abzubauen, der – unbeachtet und zurückgehalten – auf Dauer gesundheitliche Probleme verursachen kann.
Hier findest du 5 Schritte (angelehnt an die „Hallo-Geduld-Formel“ von Tina Pichler), wie ihr beide einen Wutanfall deines Kindes mehr oder weniger unbeschadet überstehen könnt:
1. Bereite dich auf den Wutausbruch vor
Wenn du merkst, dass sich wieder einer der Wutausbrüche anbahnt, dann nimm dir bewusst Zeit dafür. Bereite dich darauf vor, dass es diesmal wieder länger dauern kann. Signalisiere deinem Kind, dass du jetzt voll und ganz für es da bist. Schütze dein Kind und die Umgebung, indem ihr den Raum verlasst oder euch zurückzieht und du so für Privatsphäre sorgst. Kein Mensch – auch nicht dein Kind – wünscht sich Zuschauer bei so einem Vorfall! Entferne Gegenstände, die gefährlich sein können und bring auch andere Kinder in Sicherheit. Vergiss aber nicht, auch dich selbst zu schützen, indem du dich evtl. mit dem Rücken an die Wand setzt oder auf ein weiches Sofa.
2. Achte auf deine Körpersprache
Wichtig ist, dass du deinem Kind auch während der Wutausbrüche durch deine Körpersprache vermittelst, dass du ruhig und liebevoll bist. Begib dich auf Augenhöhe, setze dich auf den Boden. Atme ruhig und blicke freundlich. Öffne deine Arme und wenn du dein „nein“ wiederholen musst, dann mache das mitfühlend und sanft. Beachte hier auch die Bedürfnisse deines Kindes… braucht es gerade Trost und mitfühlende Worte? Oder ist es besser, jetzt einfach mal „die Klappe zu halten“? Tut ihm eine sanfte Berührung von dir jetzt gut oder wäre das eher kontraproduktiv?
3. Werde dir deiner eigenen Gefühle bewusst
Werde dir bewusst, was dieser Moment gerade mit dir selbst macht. Nimm die Situation in Frieden an, wie sie gerade ist und bleib auch gut bei dir selbst. Wenn die Gefahr besteht, dass du in die Wutspirale mit einsteigst, dann lenke dich gedanklich ab, indem du zB an deine To-Dos denkst oder an deiner Einkaufsliste feilst. Durch dieses Ablenkungsmanöver gelingt es dir leichter, dich wieder von deinen negativen Gedanken abzukapseln und auf „emotional neutralem Boden“ zu landen. Vielleicht möchtest du mit positiven Affirmationen arbeiten? Wichtig ist jetzt auch, nicht zu erklären oder zu verhandeln, aber auch von deinem Kind kein Feedback zu fordern oder eine Erklärung seinerseits, warum es jetzt so wütend ist.
4. Stelle langsam die Verbindung wieder her
Nun kannst du langsam beginnen, wieder das Vertrauen und die Verbindung herzustellen. Auf allfällige Beschimpfungen bitte nicht reagieren, denn es muss wirklich alles an negativen Emotionen und Stress raus, damit diese Wutausbrüche auch effizient sind. Wiederhole dein „nein“ bzw. deine Grenze (die der Grund für den Anfall ist) noch einmal liebevoll und mitfühlend. Nein, damit provozierst du nicht extra einen neuerlichen Wutausbruch, sondern du kannst dadurch testen, ob wirklich alles abgebaut wurde. Wenn noch Stressknoten da sind, folgen vielleicht noch einige Beschimpfungen, doch dann ist wirklich alles raus. Breite deine Arme aus, um deinem Kind zu signalisieren, dass du bereit bist, es aufzunehmen. Bleibe selbst positiv und sei dankbar für den tollen Charakter deines Kindes.
5. Nachbesprechung erst, wenn es wirklich passt
Jetzt, nachdem die Verbindung wiederhergestellt wurde, ist der erste mögliche Moment, überhaupt wieder zu reden. Wenn du die Situation jetzt schon gerne besprechen möchtest, dann kurz und bündig, nicht wertend und vor allem klar und nachvollziehbar. Bitte dein Kind um Rückmeldung und entschuldige dich, falls du evtl. doch laut oder ein wenig grob geworden bist. Jetzt könnt ihr Ideen sammeln, was ihr beim nächsten Mal besser machen könnt. Bitte achte unbedingt darauf, dein Kind auch im Nachhinein nicht zu beschuldigen oder zu beschämen.
Ich wünsche dir gutes Gelingen bei der Umsetzung!
Ach ja… sei nicht so hart zu dir! Natürlich braucht es ein wenig „Übung“, wenn man alte Muster neu stricken will. Sei dir also im Klaren darüber, dass dir diese 5 Schritte gleich bei den nächsten Wutausbrüchen tadellos gelingen werden. Auch du bist nur ein Mensch!
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