Kennst du das nicht auch? Du bist sowas von mulittaskingfähig und bist auch noch stolz darauf! Klar, als Frau muss man das ja können, sonst entspricht man doch nicht dem Klischee! 😉 Und jetzt spricht plötzlich jeder von „Achtsamkeit“… na was jetzt? 🤔
Was es mit Multitasking tatsächlich auf sich hat
Ich war auch viele Jahre stolze Multitaskerin, bis ich gelernt habe, dass Multitasking (das heißt, volle Konzentration auf mehrere Dinge gleichzeitig) rein gehirntechnisch eigentlich gar nicht möglich ist und dass diese „Ich mache am liebsten alles gleichzeitig“-Einstellung gar nicht so gesund ist 😵Warum?
Stell dir vor, du fährst im Auto und hörst ein interessantes Interview im Radio. Plötzlich springt ein Reh vor dir auf die Straße und du musst eine Vollbremsung hinlegen. Keine Angst, nichts ist passiert! Aber kannst du dich erinnern, was die Interviewpartner in diesem Moment im Radio gesagt haben? Nein, richtig! Denn Multitasking funktioniert nur, solange die parallel durchgeführten Vorgänge bereits völlig automatisiert sind.
Das heißt, wenn wir mehrere Dinge gleichzeitig tun, machen wir jedes davon im Grunde nur halbherzig. Und überleg mal, wie es auf dein Goldstück wirken muss, wenn es dir völlig begeistert zeigt, was es gerade aus Lego gebaut hat und du schaust mal kurz hin, sagst „ja, ist toll geworden“ und bist mit deinen Gedanken eigentlich bei deiner Einkaufsliste, die du gerade erstellst. Das hat mit Achtsamkeit rein gar nichts zu tun!
Was ist Achtsamkeit eigentlich?
Ich lade dich ein, dir anzugewöhnen, wirklich immer nur eine Sache zu machen und dieser deine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn du abwäschst, dann wasche nur ab (und diskutiere nicht zeitgleich mit deinem Partner)! Wenn du mit einer Freundin telefonierst, dann telefoniere nur mit dieser Freundin (ohne nebenbei die Wäsche zusammen zu legen)! Wenn du mit deinem Kind spielst, dann spiele nur mit deinem Kind (und überlege nicht gleichzeitig, was du morgen kochen wirst)!
Was ich damit sagen will? Wenn du deine Achtsamkeit immer nur in eine Tätigkeit legst, bist du mit deiner Aufmerksamkeit automatisch immer im Hier und Jetzt und genau das ist es, was dich immer gelassener sein lässt 🙏
Wie komme ich nun in die Achtsamkeit?
Ich habe dir hier einige kurze, einfache Übungen zusammen gesucht, mit denen du tagtäglich Achtsamkeit praktizieren kannst und zwar ohne dafür 30 Minuten in die Meditation gehen oder dein Kind für einen halben Tag ausquartieren zu müssen. Diese Übungen lassen sich ganz einfach in deinen Alltag integrieren und dauern nur jeweils wenige Minuten.
1. Das kleine Wörtchen „JETZT“
Diese Übung ist so einfach wie wirkungsvoll: Benenne die Dinge, die du tust, indem du zB während des Bügelns immer wieder zu dir selbst sagst „JETZT bügle ich!“ Damit holst du dich selbst und deine Aufmerksamkeit sofort zurück zu deiner aktuellen Tätigkeit und befindest dich sofort wieder achtsam im Hier und Jetzt. „Jetzt koche ich!“, „Jetzt helfe ich meinem Kind bei der Hausaufgabe!“, „Jetzt kuschel ich mit meinem Partner!“
Ich liebe diese Übung und wende sie immer wieder ganz bewusst in meinem Alltag an. Sie hilft mir ungemein, mich zu fokussieren.
2. Achtsamkeit beim Gehen
Suche dir für diese Übung eine kleine Strecke, die du täglich zurück legst, zB den Weg von der Küche in den 1. Stock oder den Weg von der Haustüre zum Briefkasten. Gehe diese Strecke nun jedes Mal ganz bewusst, indem du langsam gehst und ganz achtsam auf deine Schritte achtest. Spüre, wie du deinen Fuß auf der Ferse aufsetzt und über den Ballen bis zu den Zehen abrollst. Wo spürst du den Druck? Wie trittst du auf? Was kannst du auf dieser Strecke entdecken, das dir bisher vielleicht noch nicht aufgefallen ist? Versuch’s mal!
3. Achtsamkeit beim Hören
Wenn ich dir jetzt vorschlage, du sollst im Wald mal die Augen schließen und bewusst hören, was du hörst, wirst du sicher sagen, dass du das eh immer machst und dann die Vögel zwitschern oder den Wind in den Bäumen hören kannst.
Ich lade dich aber ein, auch im Alltag immer mal wieder die Augen zu schließen und wahrzunehmen, was es für Geräusche um dich herum gibt. Hörst du die Therme summen? Oder das Holz knarren? Oder deine Nachbarn lachen?
Die für mich schönste Erkenntnis beim achtsamen Hören war, als ich mit meinem Mann auf der Couch lag, mein Kopf auf seiner Brust und ich ganz bewusst seinen Herzschlag hören konnte. Das gab mir ein unglaubliches Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Probiere es mal aus!
4. Achtsamkeit beim Essen
Und zu guter Letzt empfehle ich dir, auch immer wieder mal das achtsame Essen in dienen Alltag zu integrieren. Leider haben wir im Alltag die Kultur des Essens völlig verloren. Wir schlingen das Essen runter, oft essen wir schnell nur im Stehen und vor allem machen ständig irgendetwas nebenbei wie zB fernsehen oder lesen.
Wie isst man nun wirklich achtsam? Nimm einen Bissen in den Mund und lege die Gabel dann beiseite. Kaue nun langsam und bewusst, nimm sämtliche Geschmackskomponenten wahr. Welche Gewürze kannst du raus schmecken? Wie ist die Konsistenz? Und wie die Temperatur? Es gibt so viel, das man beim Essen entdecken kann. Erst wenn du runter geschluckt hast, nimm wieder die Gabel in die Hand und den zweiten Bissen in den Mund. Natürlich machst du das nicht, bis du aufgegessen hast, da säßest du ewig 😉 Wenn du es nur ein paar Mal hintereinander so machst, wirst du sehen, was du beim Essen alles entdecken kannst. Viel Spaß beim Ausprobieren!